Das Gipfeltreffen der EU mit den USA in Brüssel muss dazu genutzt werden, die transatlantische Handelsagenda voranzubringen. VDMA-Präsident Karl Haeusgen fordert dazu EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis auf, Abkommen mit den USA zur Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter und zur Konformitätsbewertung zu schließen.
Das anstehende Gipfeltreffen der EU mit den USA in Brüssel muss dazu genutzt werden, die transatlantische Handelsagenda voranzubringen. In den letzten Wochen haben beide Seiten bereits wichtige Schritte zum Abbau der Streitthemen im bilateralen Handel unternommen. Sowohl die Airbus-Boeing-Zölle als auch die US-Zölle auf Stahl und Aluminium belasten den Maschinen- und Anlagenbau jedoch weiterhin. Hier müssen in den nächsten Monaten Lösungen gefunden werden.
Die EU und USA sollten sich aber nicht damit zufrieden geben, die schon länger schwelenden Konflikte zu beseitigen. Vielmehr fordert der VDMA die Europäische Kommission auf, den aktuellen Schwung zu nutzen, um eine positive transatlantische Handelsagenda voranzutreiben. In einem Schreiben von VDMA-Präsident Karl Haeusgen an EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis fordert er die EU auf, Abkommen mit den USA zur Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter und zur Konformitätsbewertung zu schließen. „Dies würde der Industrie auf beiden Seiten des Atlantiks einen wichtigen Impuls geben und dazu beitragen, die Erholung des Maschinenbaus nach der Krise zu beschleunigen“, betont Haeusgen.
Die USA sind seit Jahrzehnten der wichtigste Exportmarkt und Auslandsinvestitionsstandort des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Das Exportvolumen erreichte im Jahr 2020 gut 18 Milliarden Euro und die Branche bietet rund 115.000 hochqualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt an – deutlich mehr Arbeitsplätze als in der US-Stahlindustrie.
„Der bevorstehende EU-US-Gipfel ist eine gute Gelegenheit, die Verhandlungen wieder auf den Weg zu bringen“Karl Haeusgen, VDMA-Präsident
Foto: VDMA e.V.
Erhebliche Kosteneinsparungen durch Zollabbau
Die amerikanischen Zollsätze auf Maschinen und Anlagen aus der EU haben eine große Spannweite: Sie reichen von „zollfrei“ für Produkte wie Bau- und Verpackungsmaschinen bis zu einem Spitzenwert für bestimmte Kugellager von 9 Prozent. Dazu erklärt VDMA-Präsident Haeusgen: „Obwohl diese Zölle eigentlich relativ niedrig sind, würde ihre vollständige Abschaffung zu Kosteneinsparungen von 850 Millionen Euro pro Jahr im transatlantischen Maschinenbausektor führen.“
Darüber hinaus muss ein Produkt, das in die USA exportiert wird, vor Ort häufig eine Zertifizierung durchlaufen. „Diese Konformitätsbewertungen führen zu zusätzlichen Kosten für die Exporteure, was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen belastend ist“, erläutert Haeusgen. Dies ist auch einer der Hauptgründe, warum eine für den US-Markt produzierte Maschine immer noch zwischen etwa 5 bis 18 Prozent mehr kosten kann als eine vergleichbare Maschine für den europäischen Markt. Eine gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen wäre die Lösung, und die EU-Kommission hat bereits seit 2019 das Mandat für entsprechende Verhandlungen.
Ehrgeizige positive transatlantische Handelsagenda vorantreiben
Der VDMA appelliert grundsätzlich an die Europäer und Amerikaner, sich für ein besseres Handelsverhältnis einzusetzen. „Deshalb begrüßen wir auch die Ankündigung eines neuen Trade and Technology Council – eine vielversprechende Idee, die die dringend benötigte Plattform für die weitere wirtschaftliche transatlantische Integration bieten kann“, erklärt Haeusgen. Der Trade and Technology Council kann dafür sorgen, dass die EU und die USA gemeinsam die führenden Industriestandards von morgen entwickeln, zum Beispiel in der digitalen Technologie, der Elektromobilität und der Künstlichen Intelligenz. Auch an einem gemeinsamen Ansatz für eine Carbon Border Tax (CO2-Grenzsteuer) könnte gearbeitet werden.
„Ich verstehe, dass die transatlantische Wirtschaftspartnerschaft in den letzten vier Jahren erheblich in Frage gestellt wurde. Der bevorstehende EU-US-Gipfel ist eine gute Gelegenheit, die Verhandlungen wieder auf den Weg zu bringen“, schreibt Haeusgen in dem Brief an Dombrovskis.
Text: VDMA e.V.