Nachhaltige Mobilität ist das beherrschende Branchenthema – das zeigte die InnoTrans 2022. Vom 20.09. – 23.09.2022 trafen sich alle wichtigen Hersteller und Akteure auf der internationalen Leitmesse für Verkehrstechnik und Mobilität in Berlin. Nach den vier Messetagen ziehen Aussteller und Besucher eine positive Bilanz. Auf dem komplett belegten Berliner Messegelände präsentierten 2.834 Aussteller aus 56 Ländern das gesamte Produkt- und Service-Repertoire der Mobilitätsbranche. Mit dabei: 250 Weltpremieren, 128 Fahrzeuge und 14 Busse. Alternative Antriebe, batterie- und brennstoffzellenbetriebene Züge sowie Busse waren Top-Themen der Messe.
137.394 internationale Messegäste aus 131 Ländern kamen in die deutsche Hauptstadt, um sich über das in seinem Umfang einzigartige Branchenangebot zu informieren.
Länderübergreifend: InnoTrans verbindet Märkte
Die InnoTrans wurde auch in diesem Jahr ihrem Ruf als internationales Forum und Wirtschaftsmotor der Branche gerecht.
Auf der InnoTrans unterzeichneten Dr. Richard Lutz, DB-Vorstandsvorsitzender, und Oleksander Kamyshin, CEO der staatlichen ukrainischen Eisenbahn Ukrsalisnyzja (UZ) ein Memorandum of Understanding. Der Vertrag sichert der UZ Hilfeleistungen beim Wiederaufbau nach dem Krieg zu, beinhaltet die Zusammenarbeit beim Ausbau von Güterverkehrskorridoren und Terminalkapazitäten sowie umfangreiche Beratungsleistungen bei der Einführung europäischer Standards für den Bahnbetrieb und das Management.
Der polnische Schienenfahrzeughersteller Pesa und der polnische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber PKN Orlen haben auf der InnoTrans eine Vereinbarung getroffen über die Zusammenarbeit bei mit Wasserstoff betriebenen Schienenfahrzeugen. In einem gemeinsamen Konsortium werden die beiden Unternehmen ein Angebot für Eisenbahnverkehrsunternehmen entwickeln, das die Lieferung von Rollmaterial zusammen mit der Versorgung mit Wasserstoff und Lösungen zur Betankung umfasst.
Saudi-Arabien konnte seine Pläne für den ehrgeizigen Ausbau seines Bahnsystems auf der InnoTrans vorantreiben. Sein Land habe bereits Verträge mit der Deutschen Bahn und mit Siemens abgeschlossen, sagte Dr. Bashar Khalid Al Malik, CEO der Saudi Arabian Railway Company, auf der Messe. Beim Projekt mit der DB gehe es unter anderem um Wissenstransfer, bei dem Projekt mit Siemens auch um das Thema Ticketing.
Positive Ergebnisse sorgen für gute Stimmung bei Ausstellern
Laut einer repräsentativen Umfrage zogen Aussteller und Fachbesucher ein positives Fazit ihres Messebesuchs. 90 Prozent der Fachbesucher sind mit ihrem Messebesuch sehr zufrieden. Bei den Ausstellern teilen 94 Prozent den positiven Gesamteindruck. Auch die Bereitschaft, die InnoTrans weiterzuempfehlen ist mit 91 Prozent in beiden Gruppen gleich hoch. Die Entscheiderdichte war bei den Fachbesuchern ausgeprägt: Fast jeder zweite gab an, in seinem Unternehmen eine leitende Position auszuüben. 57,3 Prozent der Fachbesucher reisten aus dem Ausland an. Besonders starkes Interesse verzeichnete die Messe bei Fachbesuchern aus Europa. Fast zwei Drittel stammten aus EU-Ländern. Bei den Ausstellern fiel der Anteil der gemeldeten Geschäftsabschlüsse mit rund 18 Prozent hoch aus. Neun von zehn Ausstellern erwarten ein positives Nachmessegeschäft.
Nachhaltige Mobilität und Komfort für die Passagiere
Zahlreiche Aussteller nutzten das Gleis- und Freigelände der InnoTrans als aufmerksamkeitsstarke Bühne für ihre Weltpremieren. Nachhaltigkeit ist das beherrschende Thema bei den Herstellern. Auf dem Gleis- und Freigelände präsentierten zum Beispiel Siemens Mobility mit dem Mireo Plus H die nächste Generation von Wasserstoffzügen sowie den Mireo Plus B, der mit einem modularen, leistungsfähigen Batteriesystem ausgestattet ist. Stadler zeigte zum ersten Mal den mit Wasserstoff betriebenen Triebzug FLIRT H2 für den amerikanischen Personenverkehr. Den wasserstoffbetriebenen Personenzug Coradia iLint von Alstom erlebten Gäste sogar im Betrieb: Der Zug verkehrt zweimal täglich von Berlin-Spandau nach Berlin-Ostbahnhof. Hitachi stellte den „Blues-Train“ vor, der gleich drei Antriebstechnologien – Diesel, Elektro und Batterie vereint. Schnell zwischen Betriebsarten und Energiequellen zu wechseln, kennzeichnet auch die von Vossloh präsentierte Hybridlokomotive DM 20.
Gleich mit mehreren Ideenzügen war die Deutsche Bahn vertreten. Der Ideenzug „City“ war im Mittelwagen der Digitalen S-Bahn Hamburg untergebracht. Dieser Ideenzug ist noch Zukunft – real dagegen ist der Ideenzug der Südostbayerbahn, den Doppelstockwagen stellte DB Regio auf dem Gleisgelände aus.
Neue Antriebe im Bus Display
Ein Highlight war auch dieses Jahr das Bus Display mit 14 Bussen im fahrenden Betrieb auf der 500 Meter langen Testfahrstrecke im Sommergarten. Solaris präsentierte erstmals den Solaris Urbino 18 hydrogen, ein 18-Meter-Bus mit Wasserstoff als Hauptenergieträger. Auch der ŠKODA H’CITY setzt auf Wasserstoff als nachhaltigen Antrieb. Van Hool war mit seinem Elektrobus A12 vertreten. Ebusco zeigte im Bus Display den vollelektrischen Stadtbus 3.0. Auch vor Ort war das Modell 2.2, der neue E-Bus für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).
Rahmenprogramm – stets gut informiert
Beim hochkarätige Rahmenprogramm mit seinen vielfältigen Diskussionsrunden, Vorträgen und Events konnten sich Besucher zu allen aktuellen Themen und Trends der Mobilitätsbranche informieren vom automatisierten Schienenverkehr über Tunnelbau, smartem ÖPNV bis hin zum innovativen Passagiererlebnis. Neu ist, dass die Streams der Veranstaltungen auch im Nachgang auf der Online-Plattform InnoTrans Plus abrufbar sind.
Stimmen der Aussteller zur InnoTrans 2022:
Henri Poupart-Lafarge, CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Alstom
„Einmal mehr hat die InnoTrans 2022 ihr Ziel erreicht, ein einzigartiges Forum zu sein, um unsere gemeinsamen Leidenschaften für Innovationen im Transportwesen zu teilen. Das Alstom-Team möchte sich bei den Tausenden von Besuchern aus aller Welt bedanken, die gekommen sind, um unsere nachhaltigen und digitalen Mobilitätslösungen zu erleben. Es war eine große Freude, die Branche nach vier Jahren wieder versammelt zu sehen. Es war die Gelegenheit, unser Engagement für Nachhaltigkeit und unseren Aufruf zur Verkehrsverlagerung zu bekräftigen. Unter den vielen Geschäftsmöglichkeiten, die sich in Berlin ergeben haben, möchte ich die mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichneten Absichtserklärungen hervorheben, da sie unser Ziel unterstützen, zum umweltfreundlichsten Schienennetz beizutragen.“
Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn
„Die Zukunft der Eisenbahn können wir nur gemeinsam mit starken Partnern gestalten. Deshalb ist der Austausch innerhalb der Branche auf der InnoTrans so wichtig. Für uns als DB war die InnoTrans 2022 ein voller Erfolg.“
Dr. Florian Eck, Geschäftsführer Deutsches Verkehrsforum
„Wir haben hier auf der InnoTrans eine Menge beeindruckender Lösungen gesehen, mit denen wir in eine nachhaltige und kundenorientierte Zukunft starten können. Diese Lösungen sind marktreif und skalierbar. Nach vier Jahren Pause hat man auf dieser InnoTrans auch gemerkt: Es herrscht Aufbruchstimmung in der Branche. Alle sind einhellig der Meinung, dass wir auf dem richtigen Weg in eine nachhaltige Zukunft sind – Hersteller, Politik, Betreiber und Kunden. Dieses Momentum müssen wir mitnehmen und nun in die Umsetzung gehen. Und vor allem muss die Finanzierung für die Infrastruktur und die Digitalisierung sichergestellt werden. Es heißt jetzt wirklich: Let’s move!“
Pedro Fortea, General Director, Mafex
„Wie immer ist die Messe für unsere Mitglieder aus der spanischen Eisenbahnindustrie ein großer Erfolg. Trotz vierjähriger Pause ist die InnoTrans eine lebendige, visionäre Veranstaltung. Besonders die hohe Qualität der Besucher macht die Messe zu einem optimalen Businessumfeld.“
Michael Peter, CEO von Siemens Mobility
„Die InnoTrans ist das wichtigste Treffen der Branche und wir haben uns sehr gefreut, unsere Kunden und Partner nach vier Jahren endlich wieder persönlich zu treffen. Unter dem Motto „Destination Digital“ haben wir ihnen unsere neue digitale Business-Plattform Siemens Xcelerator präsentiert, mit der wir offene digitale Schnittstellen für einen kontinuierlichen Datenaustausch zwischen allen Teilsystemen des Schienennetzes ermöglichen wollen. Damit helfen wir unseren Kunden dabei, einen nachhaltigen, komfortablen und kosteneffizienten Schienenverkehr der Zukunft bereitzustellen.“
Mateusz Figaszewski, PR E-mobility Business Development & PR Director, Solaris Bus & Coach
„Für uns ist die Messe sehr interessant, da wir viele unterschiedliche Kunden aus ganz Europa sowie Zulieferer und Geschäftspartner treffen können. Die InnoTrans ist eine großartige Plattform, um Neuigkeiten aus der Branche auszutauschen. Oft haben wir hier den allerersten Kontakt mit neuen Kunden. Wir können ihnen brandneue Technologien präsentieren wie unseren neuen Wasserstoffbus. In vier Tagen sprechen wir mit vielen Menschen, die sonst für uns nicht erreichbar wären.“
Peter Spuhler, CEO Stadler Rail AG
„Das Feedback der Besucher hat uns klar bestätigt, wie inspirierend der persönliche Austausch mit unseren Kunden und Partnern für die Zukunft der Mobilität ist. Stadler hat sich mit sieben hochmodernen und nachhaltigen Fahrzeugen und einem breiten Portfolio im Signalling- und Service-Bereich als innovativer Anbieter nachhaltiger Lösungen für die Schiene auf der InnoTrans präsentiert. Die Resonanz der Kunden zu unseren Weltpremieren war überwältigend. Am grossen Bahnhof von Stadler haben wir als Marktführer für alternative Antriebstechnologien unter anderem den ersten mit Wasserstoff betriebenen Triebzug FLIRT H2 für die USA präsentiert. Während der Messe konnten wir mit der staatlichen Verkehrsbehörde und dem Verkehrsministerium von Kalifornien eine Absichtserklärung zur Lieferung von vier Wasserstoffzügen unterzeichnen. Enormes Interesse hatten wir auch bei unseren weiteren Exponaten wie dem batterieelektrischen FLIRT Akku, der neuesten Straßenbahn-Generation TINA oder der neuesten Lokomotiven-Familie EURO9000.“
Philippe Citroën, Generaldirektor UNIFE
„Nach vier Jahren Pandemiepause war es eine wunderbare Gelegenheit, die gesamte Eisenbahngemeinschaft wieder persönlich zu treffen. Die Teilnahme an der InnoTrans war von strategischer Bedeutung, um die Prioritäten der UNIFE und der europäischen Eisenbahn-Zulieferindustrie voranzubringen, und zwar im Rahmen des Green Deal, des einheitlichen europäischen Eisenbahnraums, der Technologien und Innovationen, die ihn Wirklichkeit werden lassen, und der legislativen und technischen Fortschritte, die stattfinden müssen, bevor er in Betrieb genommen werden kann.“
Geert Van Hecke, Head of Sales Public Transport, Van Hool
„Wir sind zum ersten Mal mit einem eigenen Stand auf der InnoTrans vertreten und werden sicher zurückkommen. Das Besondere ist für uns, dass wir hier auf dem Gelände nicht nur unser Fahrzeug präsentieren, sondern auch eine Demofahrt anbieten können.“
Axel Schuppe, Hauptgeschäftsführer Verband der Bahnindustrie (VDB):
„Die InnoTrans 2022 war eine fulminante Messe. Obwohl chinesische Aussteller weniger präsent waren als vor vier Jahren und russische überhaupt nicht, waren genauso viele Teilnehmer da wie 2018 – und es wurden sogar noch mehr hochwertige Geschäftskontakte geknüpft, und das bis zum Schlusstag. Das versprüht Optimismus für die kommenden zwei Jahre. Gleichzeitig ist eine dunkle Wolke über der Branche aufgezogen. Die Energiekrise, die Rohstoffpreise und die exorbitanten Energiekosten machen unseren Unternehmen schwer zu schaffen. Hier muss die Politik schnell und frei von Dogmen handeln. Tut sie nichts, werden Unternehmen aufgeben müssen oder abwandern.“
Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)
„Die InnoTrans 2022 war geprägt von einer großen Zuversicht und Freude an Innovationen – und das trotz der aktuell schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage. In der Eisenbahnbranche denken wir immer strategisch und werfen wir den langen Blick nach vorne. Deshalb gibt uns ein Programm wie „Fit for 55“ der Europäischen Union Rückenwind: Wir wissen, dass wir dazu einen starken Beitrag liefern können. Die Innovationen und Themen, die auf der InnoTrans 2022 im Vordergrund standen, zeigen, dass wir hier tatsächlich gemeinsam die Zukunft gestalten. Umso wichtiger war es nach vier Jahren, sich wieder zu treffen und die Produkte vor Ort sehen zu können.“
Dr. Stefan Gutschling, Geschäftsführer Fachverband Elektrobahnen und -fahrzeuge, ZVEI e.V. (Verband der Elektro- und Digitalindustrie)
„Unsere Mitgliedsunternehmen sind die Lösungsanbieter, wenn es um die drei großen Herausforderungen bei der Gestaltung von moderner Mobilität geht – Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographie. Gerade mit Blick auf die Dekarbonisierung ist die Bahn der größte Hebel, um die europäischen CO2-Ziele zu erreichen. Die InnoTrans 2022 hat gezeigt: Die Lösungen sind im Grunde da. Die große Bandbreite an Innovationen und Know-how zu sehen, war beeindruckend. Jetzt geht es um den Roll-out. Wir müssen es schaffen, diese Entwicklungen auf die Schiene zu bringen, und zwar europaweit, nicht national. Das ist durchaus ehrgeizig, aber auf der Messe war zu spüren, dass die Teilnehmenden geradezu euphorisch sind, sich auszutauschen und gemeinsam in die Umsetzung zu gehen.“
Über die InnoTrans
Die InnoTrans ist die internationale Leitmesse für Verkehrstechnik, die alle zwei Jahre in Berlin stattfindet. Zu den fünf Messesegmenten der InnoTrans zählen Railway Technology, Railway Infrastructure sowie Public Transport, Interiors und Tunnel Construction. Veranstalter der InnoTrans ist die Messe Berlin. Die 13. InnoTrans fand vom 20. bis 23. September 2022 auf dem Berliner Messegelände statt.
Text: Messe Berlin GmbH