Speditionshäuser optimieren Forderungsmanagement
Derzeit sehen sich Speditionen und Logistikunternehmen keinen Liquiditätsrisiken aus Forderungsausfällen ausgesetzt. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik bei seinen Mitgliedsbetrieben. In der andauernden Corona-Krise hat sich das Days Sales Outstanding (DSO), also die Anzahl der Tage, die vom Zeitpunkt der Rechnungsstellung bis zum Zahlungseingang vergehen, für die Logistikbranche aus Kreditorensicht demnach nicht verändert.
78 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie heute zwischen 28 und 40 Tage auf ihr Geld warten. Die Forderungslaufzeiten sind damit in etwa auf Vorkrisenniveau. Tendenziell etwas längere Laufzeiten sind – krisenunabhängig – in den Bereichen See- und Luftfracht festzustellen. DSO von 60 bis zu 90 Tagen, wie von Kreditversicherern publiziert, sind hingegen eher Ausnahmen und beziehen sich überwiegend auf ausländische Logistikkunden. Als negative Spitzenreiter werden in diesem Zusammenhang Seefrachtkunden aus Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten genannt.
19 Prozent der befragten Speditionshäuser gaben an, dass sie die Forderungslaufzeiten während der Krise teilweise sogar aktiv verkürzen konnten. Dazu haben die Unternehmen das eigene Forderungsmanagement gestärkt und ihr Monitoring verbessert. Einige Unternehmen haben hierfür sogar eigens qualifiziertes Personal eingestellt. Als einer von mehreren Gründen wurde die Risikovorsorge zum Schutz vor Forderungsausfällen durch ,Zombie-Firmen‘ genannt, also vor Kunden, die durch die pandemiebedingte Aussetzung der Antragsfrist Insolvenzen herauszögern können. Andere Logistikunternehmen lehnen – unterstützt von der derzeit guten Auftragslage – Auftraggeber mit langen Zahlungszielen konsequent ab oder beenden Geschäftsbeziehungen mit wiederholt zahlungssäumigen Kunden dauerhaft. Der Einsatz von Factoring-Firmen zur Durchsetzung von Forderungen oder die Pfändung von Waren wird nur in Einzelfällen genannt. Etwa ein Drittel der Speditionshäuser sieht sich durch ein optimiertes Debitoren- und Kreditorenmanagement und verbessertes Mahnwesen heute besser aufgestellt als vor der Krise.
Von vorübergehenden Liquiditätsengpässen während der Corona-Krise berichten lediglich zwei Prozent der DSLV-Mitgliedsunternehmen. Befragt nach Kundengruppen mit besonders schlechter Zahlungsmoral wurde keine Branche besonders hervorgehoben. Tendenzen zu längeren Forderungslaufzeiten gibt es den Rückmeldungen zufolge hingegen mit wachsender Größe des Auftraggebers. Dies gilt nach vereinzelten Angaben auch für Unternehmen der eigenen Branche. Auch wenn einige Industrie- und Handelskonzerne ihre Logistikdienstleister in Ausschreibungen mit großen Transport- oder Lagervolumina auf Akzeptanz von Zahlungszielen von bis zu drei Monaten und mehr drängen, ist dies nach Angaben der Befragten keine Ausprägung der aktuellen Pandemiesituation, sondern Ausdruck von Marktmacht des Kunden.
Auch für das eigene Zahlungsverhalten nennen die Speditionshäuser keine Veränderungen. Den Rückmeldungen zufolge werden beauftragte Transportunternehmen und Zulieferer von den befragten Unternehmen durchschnittlich nach 30 Tagen nach Rechnungserhalt vergütet. Auch hier ist festzustellen, dass die Rechnungslegung der Dienstleister zügiger erfolgt, als vor der Krise.
Text: Bundesverband Spedition und Logistik e. V. (DSLV)