Der Wirtschaftsbereich Logistik gab auf dem Deutschen Logistik-Kongress 2020 Einblicke in nachhaltige Entwicklungen
„Nachhaltigkeit muss man wollen“, lautete ein Satz auf dem Deutschen Logistik-Kongress 2020 im Oktober. Unter dem Motto „Nachhaltig gestalten“ tauschten sich Vortragende und Teilnehmende digital unter anderem zur Nachhaltigkeit im Wirtschaftsbereich Logistik aus. Und eines wurde dort deutlich: Die Logistik will!
Ein historisches Zeitalter für Nachhaltigkeit – So beschrieb Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG, die Situation der heutigen Logistik. Dieses Potenzial nutzen die Akteure des Wirtschaftsbereiches Logistik. Bestrebungen und handfeste Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wirtschaftlichkeit, Umwelt und Menschen gibt es gerade in diesem Wirtschaftsbereich viele. Das verdeutlichten die Expertinnen und Experten auf dem Deutschen Logistik-Kongress, der zum ersten Mal in rein digitaler Form stattfand.
Digitale Transformation treibt Nachhaltigkeit voran
„Solange wir Waren nicht beamen können, müssen wir sie bewegen. Und das verbraucht Ressourcen“, betonte Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der BVL. Maßnahmen wie die Umrüstung der Fuhrparks und Pilotprojekte zu alternativen Antrieben sowie besonders der Einsatz neuer Technologien ermöglichen es jedoch, den Ressourcenverbrauch zu senken, die Supply Chains in ihrer Effizienz zu optimieren, Menschen die Arbeit zu erleichtern und die Logistik noch nachhaltiger zu machen. Ein Beispiel: Mit dem Austausch von Echtzeitdaten lassen sich Leerkilometer reduzieren. Wie das geht, beschrieb Serge Schamschula vom European Freight & Logistics Leaders Forum. Echtzeitdaten schaffen die nötige Transparenz, um Spediteure dynamisch wählen zu können. So erhalten Unternehmen Einblicke, welcher Spediteur gerade in ihrer Nähe Transportkapazitäten zur Verfügung hat. Indem dann dieser Spediteur gewählt wird, statt einen anderen erst kilometerweit anfahren zu lassen, reduziert das nicht nur CO2-Emissionen, sondern spart Transportkosten. Dynamische Planung ermöglicht auch die Routenoptimierungssoftware „GreenPlan“ der DHL. Sie beachtet beispielsweise den Verkehrsfluss und passt die Touren dementsprechend an – mit dem Ergebnis einer CO2-Reduzierung um zehn Prozent, so das Unternehmen.
Und nicht nur auf der Straße verbessern neue Technologien die Prozesse. Auch in der Intralogistik lassen sich Potenziale heben. Ein Beispiel ist der vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML entwickelte Prototyp des autonomen High-Speed-Fahrzeugs „LoadRunner“, das sich mit bis zu 110 Stundenkilometern frei im Lager bewegen kann. Das schafft Flexibilität, senkt die Prozessdauer, erhöht damit das Einsparpotenzial und entlastet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bewegung der Waren, so Christian Prasse vom Fraunhofer-Institut.
Menschen nicht vergessen
„Menschen machen Logistik“, rief Wimmer in Erinnerung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Bevölkerung in den Wandel der Logistik einzubeziehen, ist ein entscheidender Faktor für dessen Gelingen. Besonders in Hinblick auf die digitale Transformation gilt es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzuholen und mitzunehmen. Denn Digitalisierung und Menschen stehen sich nicht gegenseitig im Wege. Im Gegenteil – das erläuterte Christoph Bornschein von der Digitalagentur TLGG: „Solche Technologien haben das Potenzial, Menschen menschlicher zu machen, indem Maschinen menschenunwürdige Arbeiten übernehmen“. Beispielsweise, indem Automatisierungstechnologien die Arbeit im Lager ergonomischer gestalten oder eine digitale Rastplatzvermittlung Fahrern stressfrei Ruhezeiten ermöglicht.
„Nachhaltigkeit ist ein Team-Sport“
Damit die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig wird, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen – über Unternehmens-, Branchen- und Ländergrenzen hinweg. „Nachhaltigkeit ist ein Team-Sport“, beschrieb Christoph Bornschein die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. Wie das funktionieren kann, zeigen nicht nur kollaborative Systeme zum Datenaustausch, um Kapazitäten und Ressourcen zu teilen, oder Netzwerke wie das European Freight & Logistics Leaders Forum mit dem Ziel, Stakeholder entlang der gesamten Supply Chain zu vernetzen. Auch die Auswahl der Lieferanten nach Kriterien der Nachhaltigkeit hilft. Denn nur mit Partnern, die dieselben Ziele verfolgen, können diese realisiert werden. Dass sich hier etwas tut, beschrieb Jakub Piotrowski. Demnach achten, so der Leiter Nachhaltigkeit und Digitalisierung bei der BLG Logistics Group, immer mehr Kunden auf Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl ihrer Logistikpartner – ein deutliches Zeichen, dass die Bemühungen der Logistik Resonanz finden!
Text: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V.