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„Wirtschaftliche und ökologische Vorteile sind unmittelbar miteinander verknüpft“

by Redaktion

In der Interviewreihe „Circular Competence“ befragt der Fachverband Druck- und Papiertechnik Michael Schneiß zu seinen Plänen, Lösungen und Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.

Michael Schneiss, Geschäftsführer der D.W.Renzmann Apparatebau GmbH aus Monzingen, spricht darüber, wie sein Unternehmen den eigenen ökologischen Fußabdruck minimiert und seiner Kundschaft zu einem schonenderen Umgang mit Ressourcen verhilft. 

Bildquelle: D.W. Renzmann

Nutzen Sie in Ihrer eigenen Produktion Kreislauf- und Müllvermeidungs-konzepte?
Vor einigen Jahren haben wir an einem Abfall- und Ressourcenaudit des Landes Rheinland-Pfalz teilgenommen. Dabei kam heraus, dass wir als Montagebetrieb einen vergleichsweise geringen Energie- und Ressourcenbedarf haben. Dennoch haben wir danach in moderne, energiesparende Schweißanlagen investiert und unsere Hallenbeleuchtung komplett auf LED umgestellt. Zudem haben wir die Abläufe in unserer Lackiererei so optimiert, dass wir heute mit demselben Energieeinsatz deutlich mehr Teile Lackieren und trocknen. Die verbleibenden Treibhausgasemissionen gleichen wir im Projekt ‚VCS Waldaufforstung Uruguay‘ aus.

Wie tragen Ihre Maschinen und Anlagen dazu bei, dass Ihre Kunden Rohstoffe effizienter nutzen?
Als Hersteller von Waschmaschinen für die Grafische und Farbherstellende Industrie bieten wir unseren Kunden auch Destillieranlagen an, mit denen sie verwendete Lösemittel vor Ort aufbereiten und erneut nutzen können. Klassischerweise werden verschmutzte Lösemittel und Farbreste von Fremdfirmen abgeholt. Diese werden mit deutlich geringerer Rückgewinnungsrate als in unserem Destillierverfahren aufbereitet und mit frischem Lösemittel aufgefüllt zurück zu den Kunden transportiert. Unsere Anlagen gewinnen bis zu 95 Prozent der Lösemittel zurück. So müssen Kunden nur jene fünf Prozent, die im Destillationsprozess verlorengehen, ersetzen. Das entlastet die Umwelt, senkt die Kosten – und die Destillationsrückstände lassen sich zum Beispiel in der Zementherstellung oder in anderen energieintensiven Prozessen thermisch verwerten. Das wiederum senkt dort den Einsatz fossile Energieträger. Wirtschaftliche und ökologische Vorteile sind hier unmittelbar miteinander verknüpft.

Welche Rolle spielt dieses Thema in Ihrer Forschung und Entwicklung?
Wir arbeiten in erster Linie daran, die Energieeffizienz unserer Wasch- und Destilliertechnik zu steigern. Wir halten verschiedene Heizverfahren bereit, um nahtlos an die vorhandenen Energieinfrastrukturen unserer Kunden anknüpfen zu können. Ein wichtiges Aktionsfeld ist die Rückgewinnung von Abwärme im Destillierprozess, mit der sich die nächste zu reinigende Lösemittelcharge schon vorwärmen lässt. Das senkt den Energiebedarf für das Verdampfen. Es geht darum, den Energie- und Ressourceneinsatz auf das tatsächlich erforderliche Maß zu minimieren.

Ist die Nachfrage nach ressourceneffizienten Lösungen eher regulatorisch oder eher durch mögliche Kosteneinsparungen getrieben?
In unserem Fall gilt tatsächlich beides. Bei unseren Destillieranlagen freuen sich die Kaufleute und die Umweltbeauftragten gleichermaßen. Der finanzielle Return of Investment braucht in der Regel kaum zwei Jahre und der Lösemitteleinsatz sinkt von Anfang an deutlich. Kunden in aller Welt nutzen diese Vorteile. Wir haben mittlerweile einen Exportanteil von 75 Prozent und merken seit einigen Jahren, dass sich unsere Kunden zunehmend mit dem ökologischen Fußabdruck ihrer Produktion auseinandersetzen. 

Was sollten Gesetzgeber unternehmen, um ressourceneffiziente Technologien zu fördern?
Wir machen als kleineres mittelständisches Unternehmen aktuell die Erfahrung, dass es nicht ganz einfach ist, in die Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie einzusteigen. Wir möchten eine Photovoltaikanlage anschaffen, um den Strom im Betrieb und in unseren Fahrzeugen zu nutzen. Das ist wirtschaftlich nicht so interessant. Aber wir sind bereit, unseren Beitrag hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu leisten. Es wäre wünschenswert, gäbe es hier gezieltere Förderung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Viele Programme zielen auf private Haushalte. Und es kostet Zeit, sich im föderalen Förderdschungel halbwegs den Überblick zu verschaffen. Dieser Aufwand schreckt interessierte Unternehmen ab. Aus vielen Gesprächen mit Kunden und Partnerfirmen weiß ich, dass die Bereitschaft in erneuerbare Energien und effiziente Technik zu investieren größer ist denn je. Die Politik täte aktuell gut daran, KMU in diesem Bereich mit geeigneten Fördermaßnahmen abzuholen.

Text: VDMA e.V. – Druck- und Papiertechnik

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