- Die deutsche Wirtschaft befindet sich zu Beginn des dritten Quartals weiterhin in einer Stagnation. Rückläufige Auftragsbestände und eine tendenziell weiter schwache Auftragslage dämpfen die exportorientierte Industrie. Auch bei den konsumnahen Dienstleistungsbereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe wird die Lage weiter ungünstig beurteilt. Trotz der rückläufigen Inflation und der deutlich gestiegenen Kaufkraft im Zuge der höheren Reallöhne hat sich die Stimmung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern eingetrübt. Eine konjunkturelle Erholung dürfte wohl erst gegen Jahresende eintreten.
- Zu Beginn des dritten Quartals ist die Produktion wieder gesunken, während die Auftragseingänge zum zweiten Mal in Folge expandierten. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe wurde im Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,4% gegenüber dem Vormonat gedrosselt. Im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich lag sie damit um 2,7% im Minus. Auch wenn die Auftragseingänge zu Beginn des dritten Quartals im Plus lagen, ging die Bestelltätigkeit ohne die stark schwankenden Großaufträge um 0,4% gegenüber dem Vormonat zurück.
- Trotz rückläufiger Inflation und deutlich gestiegener Kaufkraft im Zuge der höheren Reallöhne hat sich die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland laut HDE-Konsumbarometer und GfK-Konsumklima zuletzt wieder verschlechtert. Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel inklusive Kfz ist im August zwar um 2,3 Zähler gestiegen, lag mit -23,1 Punkte aber weiterhin spürbar im negativen Bereich. Insgesamt machen die Frühindikatoren aktuell wenig Hoffnung auf eine spürbare Konsumbelebung.
- Die Inflationsrate lag im August mit +1,9% erstmals seit März 2021 wieder unter der Zielmarke von 2%. Zwar hat sich der Preisdruck bei Nahrungsmitteln mit 1,5% leicht erhöht, aber er war weiterhin unterdurchschnittlich. Gleichzeitig haben sich die preisdämpfenden Effekte durch billigere Energie spürbar verstärkt. So gingen die Energiepreise im Vorjahresvergleich um 5,1% zurück. Überdurchschnittlich war indes weiterhin der Preisauftrieb bei Dienstleistungen mit +3,9%. Insgesamt dürften die inflationsdämpfenden Faktoren im weiteren Jahresverlauf bestehen bleiben.
- Die schwache Konjunktur zeigt sich zunehmend am Arbeitsmarkt. Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm im August saisonbereinigt um 2.000 Personen zu, während sich die Erwerbstätigkeit im Juli mit +4.000 Personen deutlich geringer als in den Monaten zuvor erhöhte. Die Frühindikatoren deuten auf keine baldige Trendwende hin, so dass derzeit von keiner Belebung am Arbeitsmarkt in der zweiten Jahreshälfte auszugehen ist.
- Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen lag im Juni nach endgültigen Ergebnissen mit 1653 Fällen um 14,5% niedriger als im Mai. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Anstieg 6,8%. Der IWH-Insolvenztrend zeigt im August 2024 mit 1.282 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften eine Zunahme von 27,3% gegenüber dem Vormonatswert.
Wirtschaftliche Schwäche hält an
Die deutsche Wirtschaft befindet sich auch zu Beginn des dritten Quartals weiterhin in einer Stagnation. Die Industrieproduktion ist vor allem infolge der anhaltend rückläufigen Auslandsnachfrage und sinkender Auftragsbestände weiterhin in einem Abschwung; zuletzt tendierten auch wichtige Dienstleistungsbereiche wie Handel, Verkehr, Gastgewerbe sowie sonstige Dienstleister schwächer. Erschwert wird die aktuelle Bewertung der Entwicklung im Dienstleistungssektor durch die umstellungsbedingt derzeit stark eingeschränkte Datenverfügbarkeit der Konjunkturstatistiken im Handel und Dienstleistungsbereich.
Aktuelle Stimmungs- und Frühindikatoren deuten keine kurzfristige konjunkturelle Erholung an. Die Industrieproduktion und die Auftragseingänge – bereinigt um Großaufträge – waren im Juli erneut rückläufig, wobei bei der Produktion ferienbedingte Sondereffekte eine Rolle gespielt haben dürften. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im August zum dritten Mal in Folge gefallen, die Unternehmen bewerteten zuletzt sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen pessimistischer. Im Verarbeitenden Gewerbe gab der Index besonders deutlich nach, was zum Teil auf die erwartete Wachstumsverlangsamung in wichtigen Absatzmärkten, insbesondere den USA und China, zurückzuführen sein dürfte. Angesichts der weiterhin schwachen Auslandsnachfrage, der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und der erst langsam und mit Verzögerung wirkenden entlastenden Effekte der geldpolitischen Lockerung dürfte sich die industrielle Schwächephase zunächst fortsetzen und die exportorientierte deutsche Industrie dämpfen.
Auch im Dienstleistungsbereich setzte sich die Eintrübung des Geschäftsklimas vor allem mit Blick auf die Geschäftserwartungen fort. Trotz der rückläufigen Inflation und der deutlich gestiegenen Kaufkraft im Zuge der höheren Reallöhne tendierten zuletzt auch wichtige Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte, namentlich das GfK-Konsumklima und das HDE-Konsumbarometer, schwächer.
Vor diesem Hintergrund gehen daher auch die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute in ihren Herbstprognosen von einer fortgesetzten wirtschaftlichen Stagnation in der zweiten Jahreshälfte und einer konjunkturellen Belebung erst im Verlauf des kommenden Jahres, getragen von einer Erholung des privaten Konsums, einer anziehenden Auslandsnachfrage und einer Trendumkehr bei der Investitionsentwicklung, aus.
Weltwirtschaft verliert an Fahrt
Die weltweite Industrieproduktion ist im Juni saisonbereinigt mit -0,1% gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen. Damit liegt sie im Vorjahresvergleich zwar immer noch um 1,5% im Plus, die Entwicklung bleibt aber nach wie vor schleppend. Für Juli und August signalisiert der Frühindikator der Bundesbank ebenfalls eine Stagnation der globalen Industriekonjunktur. Auch der Stimmungsindikator von S&P Global deutet für die Erholung der weltweiten Industriekonjunktur einen weiteren Dämpfer an. Im August ist der Index zum dritten Mal in Folge leicht gesunken – von 49,7 auf 49,5 Punkte – und bleibt damit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im Dienstleistungsbereich hat sich die Stimmung dagegen um 0,5 Punkte auf 53,8 Punkte im August verbessert, so dass der Gesamtindikator nach dem Rückgang im Juli nun wieder auf 52,8 Punkte gestiegen ist. Insgesamt deuten die Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Gangart der Weltwirtschaft verlangsamt und die weltweite Nachfrage, insbesondere nach Industrieerzeugnissen, auch in der zweiten Jahreshälfte verhalten bleibt.
Der internationale Warenhandel hat im Juni saisonbereinigt um 0,7% gegenüber dem Vormonat expandiert und befand sich damit wieder in etwa auf dem Niveau von Ende 2022. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag er um 1,8% im Plus. Zum Start in das zweite Halbjahr deuten aktuelle Meldungen zum Containerumschlag darauf hin, dass die verhaltene Erholung des Welthandels anhält: Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index setzte seinen recht dynamischen Aufwärtstrend im Juli mit einem saisonbereinigten Anstieg von 131,2 auf 133,2 Punkte fort. Triebfeder war der Containerumschlag in den chinesischen Häfen. Der Anstieg des Nordrange-Index kam dagegen ins Stocken. Aktuelle Einkaufsmanagerindizes weisen darauf hin, dass die weltweiten Exportaufträge zuletzt rückläufig waren, was eine abnehmende Dynamik des Welthandels nahelegt. Die Impulse aus dem Auslandsgeschäft dürften also auch in der zweiten Jahreshälfte eher gering ausfallen.
Außenhandel kommt im Juli nicht in Schwung
Das deutsche Auslandsgeschäft tritt auf der Stelle. Nach den vorangegangenen deutlichen Einbußen sind die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen im Juli gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt nahezu stagniert (+0,1 %). Zu Beginn des dritten Quartals liegen die Ausfuhren um -2,7 % unter dem Vorquartal, im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich fällt das Minus mit -1,9 % auch deutlich aus. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen expandierten dagegen gegenüber dem Vormonat mit +2,8 % kräftig, wozu vor allem deutlich gestiegene Warenimporte aus dem Euroraum (+8,3 %), aus dem wichtigsten deutschen Zuliefererland China (+6,6 %) sowie aus den USA (+5,3 %) beitrugen. Der monatliche Handelsbilanzüberschuss verringerte sich im Zuge der stärkeren Dynamik bei den Ein- als bei den Ausfuhren im Juli um 3,6 Mrd. EUR auf 9,4 Mrd. EUR.
Die Einfuhrpreise haben im Juli saisonbereinigt mit -0,3% gegenüber dem Vormonat wieder etwas nachgegeben, v.a. bedingt durch geringere Preise für importierte Energie und Rohstoffe. Gleichzeitig stagnierten die Ausfuhrpreise (0,0%), so dass sich das Preisverhältnis von exportierten zu importierten Gütern um 0,2% gegenüber dem Vormonat verbesserte. In realer Betrachtung dürften damit die Einfuhren noch etwas stärker gestiegen sein.
Die Frühindikatoren senden aktuell gemischte, aber überwiegend verhaltene Signale für die weitere Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben im Juli saisonbereinigt um 5,1% ggü. dem Vormonat zugelegt, nachdem sie schon im Juni mit +1,4% im Plus lagen. Ohne Großaufträge stiegen die Auslandsorder um +3,3%. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Bestellungen aus dem Ausland mit -0,9% aber weiter im Minus. Die ifo Exporterwartungen haben sich im August zum dritten Mal in Folge eingetrübt, auf nunmehr -4,8 Punkte. Wichtige Exportbranchen wie der Automobilsektor und der Maschinenbau rechnen für die kommenden drei Monate per Saldo weiterhin mit einer rückläufigen Auslandsnachfrage. Auch laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) erwarten die deutschen Exporteure für 2024 schrumpfende Geschäfte.
Vor dem Hintergrund der anhaltend schwachen globalen Industriekonjunktur und enttäuschender Meldungen zu Einkaufsmanagerindizes in wichtigen Absatzmärkten sind für die deutsche Exportwirtschaft auch in den kommenden Monaten keine nennenswerten Impulse zu erwarten.
Produktion startet schwach in das dritte Quartal
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juli preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,4% gegenüber dem Vormonat gedrosselt. Gemäß revidierter Daten hatte der Ausstoß im Juni noch um 1,7% zugenommen. Dabei ging die Industrieproduktion um 3,2% zurück, während sich die Energieproduktion um 1,9% verringerte; die Ausbringung im Baugewerbe wurde leicht um +0,3% erhöht.
Innerhalb der Industrie fällt der Vormonatsvergleich mehrheitlich negativ aus: Deutliche Produktionsrückgänge wurden in gewichtigen Bereichen wie der Herstellung von Kfz und Kfz-Teilen (-8,1%), dem Maschinenbau (-0,5%), der Metallerzeugnisse (-3,8%) und den chemischen Erzeugnissen (-1,3%) vermeldet. Ihre Ausbringung steigern konnten lediglich Hersteller von Nahrungs- und Futtermitteln (+3,5%), Druckerzeugnissen, Ton-, Bild- und Datenträgern (+1,8%) und Bekleidung (+9,4%) sowie die Branche Reparatur und Installation von Maschinen (+5,6%).
Im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich ging die Produktion im Produzierenden Gewerbe um 2,7% zurück. In der Industrie belief sich der Rückgang dabei auf 2,9% und im Baugewerbe auf 3,4%. Nur im Energiebereich war mit +0,9% ein Plus zu verzeichnen.
Dagegen scheint sich die Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe zu stabilisieren. Im Juli nahmen die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,9% zu, nachdem sie sich im Juni um 4,6% erhöht hatten. Die Auftriebskräfte kamen zu Beginn des dritten Quartals vor allem vom Auslandsgeschäft. Während die Ordereingänge aus dem Ausland um 5,1% zulegten, stagnierte die Nachfrage aus dem Inland (0,0%) nach einem Auftragsschub im Vormonat (+9,4%). Ohne die stark schwankenden Großaufträge ging die Bestelltätigkeit allerdings leicht um 0,4% gegenüber dem Vormonat zurück.
In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel die Entwicklung dabei unterschiedlich aus: Während die Bereiche Pharmazeutische Erzeugnisse (-6,4%), Chemie (-0,8%) und Maschinenbau (-6,1%) Auftragseinbußen hinnehmen mussten, konnten der stark von Großaufträgen geprägte sonstige Fahrzeugbau (+86,5%), der Bereich Kfz und Kfz-Teile (+1,6%) sowie die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+18,6%) teils deutliche Bestellzuwächse gegenüber dem Vormonat verbuchen.
Dennoch bleibt die Industriekonjunktur am aktuellen Rand verhalten. Neben den Produktionsdaten haben sich auch wichtige Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe zuletzt weiter eingetrübt. Die Auftragseingänge befinden sich trotz einer leichten Belebung im Juli nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Auch die jüngsten Indikatoren zur Weltkonjunktur deuten auf eine weiterhin schwache Auslandsnachfrage in den kommenden Monaten hin. Damit ist kurzfristig nicht mit einer spürbaren Belebung der exportorientierten Industrie in Deutschland zu rechnen.
Verbraucherstimmung trübt sich wieder ein
Aufgrund der noch lückenhaften Konjunkturstatistiken im Handel und Dienstleistungsbereich liegen derzeit noch keine Informationen für die aktuellen Einzelhandelsumsätze vor. Der letzte Datenstand ist April 2024. Das Statistische Bundesamt hat angekündigt, die saisonbereinigten Umsatzzahlen des Einzelhandels im Laufe des Septembers zu veröffentlichen. Die Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im August um 5,6% gestiegen, ihr Niveau vom Vorjahresmonat unterschritten sie allerdings deutlich um 27,8%. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es mit dem Auslaufen der Förderung des Absatzes von gewerblich genutzten elektrisch betriebenen Fahrzeugen (Umweltbonus) zum Ende August 2023 in dem Monat zu einem kräftigen Aufwuchs der Neuzulassungen kam. Im aussagekräftigeren Drei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen im August um 1,9% zu. Bei den PKW-Neuzulassungen von Privatpersonen ergab sich im August im Vormonatsvergleich eine leichte Abnahme um 0,7%. In der Drei-Monatsbetrachtung ist – nach hohen Schwankungen in den Vormonaten – ein Plus von 3,3% zu konstatieren. Die Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen erhöhten sich im August um 8,8%. In der Drei-Monatsbetrachtung ergab sich hier ein Zuwachs von 1,2%.
Die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland hat sich laut HDE-Konsumbarometer und GfK-Konsumklima zuletzt wieder eingetrübt. Das HDE-Konsumbarometer ging im September weiter zurück, nachdem es im August vorübergehend stagniert hatte. Auch für das GfK-Konsumklima wird ein Rückgang für September prognostiziert, zuvor war eine Erholung beobachtet worden. Ausschlaggebend für die jüngste Entwicklung waren vor allem Rückschläge bei den Einkommens- und Konjunkturerwartungen.
Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel inklusive Kfz ist im August zwar um 2,3 Zähler gestiegen, lag mit -23,1 Punkte aber weiterhin spürbar im negativen Bereich. Die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich um 0,5 Zähler auf -15,8 Punkte. Die Erwartungen zogen um 3,9 Zähler an und lagen bei -30,2 Punkten. Beide Teilindikatoren hatten zuvor im Juni und Juli nachgegeben.
Insgesamt machen die Frühindikatoren aktuell wenig Hoffnung auf ein spürbares Anziehen der Verbraucherausgaben in Deutschland. Die Fußball-Europameisterschaft scheint dem Konsum keine spürbaren Impulse gegeben zu haben und selbst merkliche reale Lohnsteigerungen können die Verbraucherstimmung angesichts gestiegener Sorgen um den Arbeitsplatz offenbar nicht heben.
Inflationsrate erstmals seit März 2021 wieder unter 2 Prozent
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) ist im August auf +1,9% gefallen, nachdem sie im Juli +2,3% betragen hatte. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) ging im August ebenfalls leicht auf +2,8% zurück.
Der Preisdruck seitens Nahrungsmittel hat sich im Vorjahresvergleich zuletzt weiter leicht erhöht. Hier lagen die Preise um 1,5% höher, im Juli hatte die Rate bei +1,3% gelegen. Gleichzeitig hat sich aber der preisdämpfende Effekt durch billigere Energie wieder verstärkt, was maßgeblich für den deutlichen Rückgang der Inflationsrate im August war. Die Energiepreise waren im August mit -5,1% gegenüber dem Vorjahr spürbar stärker rückläufig als noch im Juli mit -1,7%. Im Bereich der Dienstleistungen lag der Preisauftrieb unverändert bei +3,9% und damit weiterhin überdurchschnittlich.
Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen tendieren zwar seit dem Frühjahr im Vormonatsvergleich wieder leicht aufwärts, wirken insgesamt aber tendenziell weiter dämpfend auf die Inflationsrate: Die Erzeugerpreise legten im Juli gegenüber Juni leicht um 0,2% zu. Im Vorjahresvergleich gingen sie jedoch um 0,8% zurück. Ausschlaggebend waren hier nach wie vor Preisrückgänge bei Energie. Die Einfuhrpreise verringerten sich im Juli im Vormonatsvergleich um 0,4% und lagen damit 0,9% über ihrem Vorjahresniveau. Die Verkaufspreise im Großhandel gingen im Juli gegenüber dem Vormonat um 0,8% und im Vorjahresvergleich um -1,1% zurück.
An den Spotmärkten waren die Preise für Erdgas in den letzten Wochen weiterhin recht moderat, auch wenn der TTF Base Load mit rund 37 €/MWh aktuell etwa 8% über dem Niveau des Vorjahres liegt. Gegenüber dem Vormonat sank er um fast 2%. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise auch in den kommenden Quartalen um 40 €/MWh bewegen werden. Der Preis für Rohöl der Sorte verringerte sich gegenüber dem Vormonat um fast 14% und lag zuletzt bei 70,6 €/Barrel. Gegenüber dem Vorjahr ging der Preis für Rohöl um 22% zurück.
Die Inflation dürfte infolge geringer Preissteigerungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, moderater Energiebörsenpreise, der Wirkung der geldpolitischen Straffung der EZB, angemessener Tarifabschlüsse sowie Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen im weiteren Jahresverlauf moderat bleiben:. Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten in ihren Herbstprognosen für dieses Jahr Inflationsraten von 2,2 bis 2,4% und nächstes Jahr von 2,0 bis 2,4%.
Wirtschaftliche Schwäche schlägt sich zunehmend am Arbeitsmarkt nieder
Die schwache Konjunktur lässt die Arbeitslosigkeit weiter steigen und bremst den Zuwachs bei der Erwerbstätigkeit zunehmend ab: Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm im August saisonbereinigt zwar nur leicht um 2.000 Personen zu, aber die Unterbeschäftigung erhöhte sich mit +8.000 Personen merklich. Die konjunkturelle Kurzarbeit ist im Juni auf 232 Tausend Personen gestiegen, die Anzeigen von Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit legten im Juli gegenüber dem Vormonat weiter um 5.000 Personen zu. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich im Juli mit +155.000 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat zwar weiterhin, im Vormonatsvergleich fällt der Anstieg saisonbereinigt mit +4.000 Personen jedoch deutlich geringer aus als in den letzten Monaten. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weist saisonbereinigt mit -9.000 Personen im Juni gegenüber den Vormonaten erstmals seit April 2023 wieder eine negative Veränderungsrate auf.
Die Frühindikatoren deuten auf keine baldige Trendwende hin: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt im August nur noch einen leicht positiven Arbeitsmarktausblick, die Arbeitslosigkeitskomponente bewegt sich dabei jedoch weiterhin im negativen Bereich. Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen ist weiter rückläufig. Laut ifo Beschäftigungsbarometer war die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen im August zum dritten Mal in Folge rückläufig, insbesondere in der Industrie. Derzeit ist somit von keiner Belebung am Arbeitsmarkt in der zweiten Jahreshälfte auszugehen.
Unternehmensinsolvenzen sinken; aber erneuter Anstieg erwartet
Im Juni sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen um 14,5% gegenüber Mai. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Anstieg 6,8%. Mit 1.653 Fällen liegt der Wert nah am vor-Corona-Mittelwert 2016-2019 (1.660). In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 lagen die Unternehmensinsolvenzen 24,9% höher als im Vorjahreszeitraum. Als Ursachen für das weiterhin dynamische Insolvenzgeschehen werden eine Reihe von Entwicklungen gesehen, darunter die immer noch verhaltene Konjunkturentwicklung sowie Nachholeffekte aus der Zeit der durch Sonderregelungen geprägten Vorjahre mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen.
Der IWH-Insolvenztrend zeigt im August mit 1.282 Insolvenzen einen Rückgang von 8,8% ggü. dem Vormonat (+27,3% ggü. Vorjahresmonat), nachdem im Juli ein starker Anstieg verzeichnet wurde. Das IWH rechnet auf Basis von Frühindikatoren damit, dass die Insolvenzzahlen im September und Oktober wieder ansteigen – und sich weiterhin durchgehend über dem Vor-Corona-Niveau bewegen.
1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 12. September 2024 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.
Text: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)