Zu den am 15. Dezember 2020 veröffentlichten Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2020 erklärt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer:
„Die Ergebnisse zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes 2020 können uns besonders mit Blick auf die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk nicht zufriedenstellen. Allerdings sind sie vor dem Hintergrund des turbulenten Jahresverlaufes wenig überraschend. In den Jahren der Finanzkrise 2008 und insbesondere 2009 sind die Neuverträge in vergleichbarer Höhe zurückgegangen.
Das Handwerk hat angesichts der Corona-Pandemie schon frühzeitig auf politische Stützungsmaßnahmen für den Ausbildungsmarkt gedrungen, um coronabedingte negative Auswirkungen möglichst gering zu halten. Die Bundesregierung hat daraufhin im Sommer das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ initiiert. Die Konditionen dieses Programms wurden auf Drängen des Handwerks jüngst verbessert. Damit war und ist ein wichtiges Signal der Wertschätzung des Ausbildungsengagements unserer Betriebe unter den Corona-erschwerten Bedingungen gegeben worden.
Von Januar bis Mai 2020 war im Handwerk die Zahl der neuen Ausbildungsverträge um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. In diesen Kontext muss man die veröffentlichten Ergebnisse des Bundesinstituts für Berufsbildung einordnen. Durch eine beispiellose Aufholjagd dank des großen Engagements der Handwerksbetriebe und mit Unterstützung der Handwerksorganisation haben wir es über den Sommer und in den vergangenen Monaten geschafft, diesen Rückstand zu verkleinern. Es finden nach wie vor Vermittlungsaktionen statt, um weitere Ausbildungsplätze zu besetzen. In Baden-Württemberg ist derzeit etwa auch ein konzertierter verspäteter Ausbildungsbeginn im Februar 2021 im Gespräch, um noch weiter gezielt Ausbildungsverhältnisse anbahnen zu können. Darüber hinaus können ausbildungswillige Jugendliche jederzeit noch eine Ausbildung beginnen, denn Betriebe und Berufsschulen ermöglichen auch einen Ausbildungsstart im Winter.
Die berufliche Ausbildung bleibt auch in der Pandemie ganz oben auf der Agenda unserer Handwerksbetriebe. Die jetzt nicht ausgebildeten jungen Menschen werden künftig als qualifizierte Fachkräfte fehlen. Der Einbruch bei den Neuverträgen in der Finanzkrise 2008/2009 konnte leider nie vollständig kompensiert werden. Die Zahlen stiegen in den Folgejahre zwar leicht an, blieben aber auf einem insgesamt niedrigeren Niveau als vor der Finanzkrise. Das darf uns in der Nach-Corona-Phase nicht noch einmal passieren. Hier sind alle gefordert – Betriebe, Schulen, Sozialpartner und Politik –, den Ausbildungsmarkt nachhaltig zu stärken.“
Text: Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V.