Auch im 3. Quartal 2024 hat sich das Geschäft in vielen mittelständischen Unternehmen negativ entwickelt. Nur ein Fünftel der Verbundgruppen bewertet die eigene wirtschaftliche Lage demnach als gut. Dennoch wollen die meisten Kooperationen nach aktueller Einschätzung kein Personal abbauen. Vielmehr sehen sie im zunehmenden Fachkräftemangel die zentrale Herausforderung und nehmen hier die Politik in die Pflicht.
Berlin, 1.11.2024 – Die wirtschaftliche Lage im kooperierenden Mittelstand hat sich im dritten Quartal verschlechtert. So gaben nur rund 20 % der befragten Verbundgruppen an, dass sich ihre wirtschaftliche Lage gut entwickelt habe. Fast ein Drittel (27 %) der Kooperationen verzeichneten eine schlechte Entwicklung. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen meldet zumindest ein befriedigendes Quartal.
Die Konjunkturumfrage DES MITTELSTANDSVERBUNDES unterstreicht damit die angespannte wirtschaftliche Situation in vielen mittelständischen Unternehmen. Analog hierzu stagnieren auch die Umsätze: Weniger als ein Drittel der Verbundgruppen spricht von einem Umsatzplus. Bei fast der Hälfte sind die Umsätze zurückgegangen. Im 2. Quartal waren es noch jeweils 38 %.
Der Anstieg bei Erträgen bleibt ebenfalls aus: fast 90 % der Verbundgruppen melden eine rückläufige oder gleichbleibende Entwicklung. Für das laufende Jahr 2024 rechnet nur noch jede zwölfte Verbundgruppe mit einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Geringe Investitionsbereitschaft
Im dritten Quartal ließ die Investitionsneigung im kooperierenden Mittelstand spürbar nach – so haben nur 16 % der Verbünde mehr investiert als im Vorquartal (Vergleich Q2: 26 %) während mehr als die Hälfte der Gruppen auf einem ähnlich hohen Niveau investierten wie im Vorquartal. Zugleich zeigten sich rund 22 % der Unternehmen deutlich verhaltener und investierten weniger als in den Monaten davor. Für den Rest des Jahres plant knapp ein Viertel der Kooperationen, ihre Investitionen aufzustocken; 49 % der Gruppen rechnen mit einem unveränderten Investitionsvolumen.
Beschäftigung soll stabil bleiben
Zwischen Juli und September zeigt sich ein stabiles Bild bei der Beschäftigung: So haben mehr als 20 % der Verbundgruppen im 3. Quartal des Jahres mehr Personal eingestellt (Vergleich Q2: 17 %), während bei rund 65 % der Unternehmen die Beschäftigtenzahl unverändert blieb (Vergleich Q2: 64 %). Lediglich rund 14 % der befragten Gruppen haben Personal abgebaut: Das sind 5 Prozentpunkte weniger als im Vorquartal. Bis zum Jahresende plant dennoch nur jede sechste Verbundgruppe einen Personalzuwachs, genauso viele rechnen mit weniger Beschäftigten.
Auf der Ebene der Anschlusshäuser wurden hingegen bei rund 43 % der Unternehmen mehr Arbeitsplätze abgebaut als im Vorquartal. Gleichzeitig haben 22 % der Unternehmen zusätzliches Personal eingestellt. Bei rund einem Viertel blieb die Beschäftigung im 3. Quartal unverändert. Dies deutet darauf hin, dass die schwierige Wirtschaftslage die Anschlusshäuser hinsichtlich ihres Personals stärker unter Druck setzt.
Fachkräftemangel und dessen Auswirkungen
Der Mangel an Fachkräften schlägt zunehmend im gesamten kooperierenden Mittelstand durch: Nur 16 % der befragten Verbundgruppen gaben an, vom Fachkräftemangel verschont zu bleiben. Insgesamt spüren jedoch 67 % die negativen Folgen der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt, ein Drittel davon sogar stark. Bei den Anschlusshäusern sieht es noch dramatischer aus: 71 % der Unternehmen trafen die Personalengpässe sehr bzw. ziemlich stark. Der Fachkräftemangel der Anschluss- und Mitgliedshäuser hat für nahezu 86 % der befragten Unternehmen starke Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der gesamten Verbundgruppe.
Um dem entgegenzuwirken, treffen die Kooperation verschiedene Maßnahmen: Mehr als die Hälfte der Verbünde stärken ihren Fokus auf berufliche Ausbildung von zukünftigen Fachkräften im eigenen Unternehmen. Rund 43 % sind bemüht, die Attraktivität des Arbeitsumfeldes im Unternehmen zu steigern. Genauso viele halten eine Verbesserung der Arbeits- und Führungskultur im Unternehmen für wichtig.
Darüber hinaus unterstützt mehr als ein Drittel der Verbundgruppen ihre Anschlusshäuser in Sachen Weiterbildung. 35 % bieten ihnen Leistungen im Recruiting und auf Karriereportalen an. Jedes sechste Unternehmen verfügt jedoch noch über kein Angebot für ihre Anschlusshäuser.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage hat trotz allem wenig Auswirkungen darauf wie wichtig Personalgewinnung und –entwicklung für die Verbundgruppen sind. Fast 80 % der Unternehmen planen keine Einschränkungen in diesem Bereich: 55 % davon sehen Personalgewinnung und –entwicklung gegenüber anderen Bereichen als wichtiger an, um mittelfristig ihren Unternehmenserfolg zu sichern; die restlichen 24 % schätzen die eigene wirtschaftliche Lage als zufriedenstellend und sehen deshalb keinen Bedarf für Einsparungen beim Personal.
Unterstützung seitens der Politik gefordert
Die Verbundgruppen nehmen die Politik in die Pflicht, wenn es um geeignete Unterstützung im Kampf gegen den Fachkräftemangel geht:
Den ersten Platz belegen hier bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen (59 %). Danach folgt mit 51 % die Aufforderung nach mehr öffentlichen Investitionen in Bildung: 35 % davon nannten dabei ganz konkret die Investitionen in die berufliche Aus- und Weiterbildung. Andere 16 % wünschen sich mehr Unterstützung seitens der Politik in die akademische Bildung allgemein. 31 % halten eine fairere und tendenziell niedrigere Besteuerung der unteren und mittleren Einkommen für wichtig.
Eine Reihe der Verbundgruppen spricht sich zudem explizit für mehr politische Unterstützung bei der Erleichterung der Arbeitsmarktintegration von ausländischen Fach- und Nachwuchskräften aus. Dies ist auch ein Signal an die Politik, dass der aktuelle Fokus auf Fehlentwicklungen in der Einwanderungspolitik nicht von dem tatsächlichen Bedarf nach mehr qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland ablenken darf.
An der Konjunkturumfrage haben sich 49 Verbundgruppenzentralen mit rund 40.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 16 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk sowie Lebensmittel & Getränke.
Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des MITTELSTANDSVERBUNDES durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.
Text: DER MITTELSTANDSVERBUND – ZGV e.V.