Im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau zeigte sich im vierten Quartal 2023 ein ähnlich ernüchterndes Konjunkturbild wie im Vorquartal: eine schwache Kundennachfrage, mäßig ausgelastete Kapazitäten und sorgenvolle Minen beim Blick in die Zukunft.
- Gesamtsituation der Unternehmen durchwachsen
- Geschäftserwartungen sind gedämpft
- Jedes fünfte Unternehmen plant Stellenabbau
Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau tritt auf der Stelle. Die Investitionsschwäche der Kunden und das widrige Geschäftsumfeld haben wesentlich die wirtschaftliche Entwicklung der Branche im vierten Quartal 2023 geprägt. Wichtige Konjunkturindikatoren wie Kapazitätsauslastung und Auftragspolster verharrten auf dem niedrigen Level des Vorquartals. Zudem bewerteten 38 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Gesamtsituation negativ, so viele wie letztmals Ende 2020. Darüber hinaus blicken die Betriebe deutlich skeptischer als zuletzt auf die kurzfristigen Geschäftschancen. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Der Abwärtstrend des zweiten und dritten Quartals 2023 scheint vorerst gestoppt. Dennoch sehen wir kein Licht am Ende des Tunnels. Die Auftragslage ist nach wie vor kritisch. Und auch die Rahmenbedingungen deuten nicht auf eine schnelle Trendwende hin. Dementsprechend getrübt und sorgenvoll ist die Stimmung“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.
So erwartet der Umfrage zufolge jedes dritte Maschinenbau-Unternehmen, dass sich die Geschäftsaussichten im ersten Quartal 2024 im Vergleich zu bisher verschlechtern werden (34 Prozent) – das sind spürbar mehr als im Vorquartal (22 Prozent). Rund die Hälfte der Betriebe rechnet dagegen bis März 2024 mit unveränderten Perspektiven (54 Prozent). Eine Minderheit der Betriebe sieht einer positiven Entwicklung entgegen (12 Prozent).
Geschäftssituation bleibt unverändert
Die Geschäftssituation hatte sich bereits seit Mitte 2023 zunehmend eingetrübt. Im vierten Quartal 2023 beurteilten fast vier von zehn Firmen die eigene Lage negativ (38 Prozent). Das waren zwar nur wenige mehr als im Vorquartal (37 Prozent), aber ähnlich viele wie letztmals vor drei Jahren (4. Quartal 2020: 42 Prozent). Jeder zweite ostdeutsche Maschinenbauer bewertete seine wirtschaftliche Situation als „gut“ (52 Prozent). Weitere 10 Prozent stuften diese als „sehr gut“ ein.
„Die schwache Weltwirtschaft, die geopolitischen Krisenherde, Deutschlands Haushaltskrise und der Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung sind ein gefährlicher Mix an Problemen. Daher sinkt die Bereitschaft, in neue Maschinen und Anlagen zu investieren. Die Maschinenbau-Kunden zögern ihre Kaufentscheidungen hinaus, vergeben insgesamt weniger neue Aufträge und verschieben oder stornieren bereits eingeplante Projekte. Das schlägt sich auch in der Kapazitätsauslastung nieder“, erläutert Köhn. Wie im dritten Quartal 2023 schöpften die Betriebe auch im vierten Quartal 2023 ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 83 Prozent aus – dieser Wert liegt zum dritten Mal in Folge unter dem langjährigen gesamtdeutschen Durchschnitt von zirka 86 Prozent.
Die Auftragsbücher sind im Branchenschnitt für knapp sechs Monate bis Mitte Juni 2024 gefüllt. Innerhalb der Branche lassen sich jedoch erhebliche Unterschiede beobachten. So können die Unternehmen zwischen einem Monat und zwei Jahren planen. Auch die Entwicklung des Auftragsbestands variierte stark: Etwa jeder fünfte Betrieb (19 Prozent) blickte am Jahresende 2023 auf ein Auftragsplus im Vergleich zum Vorquartal. In 40 Prozent der Firmen blieb der Auftragsvorlauf konstant. Dagegen spürten 41 Prozent der Unternehmen die verhaltene Auftragsvergabe – sie verzeichneten ein Auftragsminus. Das führt auch zu einem schleichenden Anstieg der Kurzarbeit. Diese betraf zum Jahresende 10 Prozent der Betriebe.
Konjunktur bremst Personalplanungen aus
Die aktuelle wirtschaftliche Lage und die weitverbreitete Unsicherheit führen auch in den Personalplanungen zum Bruch. So planen bis zur Mitte dieses Jahres 22 Prozent der Unternehmen einen Stellenabbau – ein Jahr zuvor sagten das lediglich 2 Prozent. Darüber hinaus wollen 54 Prozent der Betriebe ihre Beschäftigtenzahl stabil halten und 23 Prozent der Firmen neue Mitarbeiter einstellen. Die Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche reißen deswegen jedoch nicht ab: Nach wie vor beklagen viele Unternehmen, dass sie ihren Mitarbeiterbedarf nicht decken können oder nur mit hohem Aufwand qualifizierte, motivierte Facharbeiter und Ingenieure finden.
„Wir stecken derzeit in einer ernstzunehmenden Absatzkrise. Die geopolitischen Risiken lassen sich kaum abschätzen. Niemand kann sagen, welchen Weg die USA künftig einschlagen werden und wie sich die Kriege in der Ukraine und in Israel oder der Taiwan-Konflikt entwickeln. Eine verlässliche Politik erwarten die Unternehmen hingegen von der Bundesregierung. Eine beständige und sachgerechte Politik ist Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg. Dazu gehört auch, insbesondere die mittelständische Industrie zu entlasten, beispielsweise Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Berichtspflichten zu reduzieren“, betont Landesverbandsgeschäftsführer Köhn.
Text: VDMA e.V.