- Nach der Belebung der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn zeichnet sich im zweiten Quartal eine schwächere Dynamik ab. Trotz aufgehellter Geschäftserwartungen bleiben Industrieproduktion und Auftragseingänge volatil. Der Außenhandel wirkt wachstumsdämpfend, da Ausfuhren – vor allem in die USA – nach den Vorzieheffekten im ersten Quartal zurückgingen. Die Binnenkonjunktur zeigt eine uneinheitliche Entwicklung: Zuletzt rückläufigen Einzelhandelsumsätzen stehen Zuwächse bei PKW-Neuzulassungen von Privatpersonen und gestiegene Umsätze im Gastgewerbe gegenüber. Anhaltende geopolitische Unsicherheiten und ein unverändert schwacher Arbeitsmarkt dämpfen die Konsumlaune der privaten Haushalte. Insgesamt scheint die Belebung im zweiten Quartal nicht weiter Tritt zu fassen – auch wegen auslaufender Vorzieheffekte und andauernder Unsicherheit über die US-Zollpolitik.
- Die Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm im Mai preis‑, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 1,2% zu. Während die Ausbringung von Industriegütern um 1,4% anstieg und die Energieproduktion mit 10,8% kräftig zulegte, ging die Bauproduktion mit -3,9% deutlich zurück. Im gleichen Zeitraum verzeichneten die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe einen Rückgang um 1,4%. Auch wenn die Industriekonjunktur sich seit Jahresbeginn im Trend weiterhin positiv entwickelt, ist eine abermalige Eintrübung der Perspektiven im Produzierenden Gewerbe angesichts der anhaltend hohen handels- und geopolitischen Unsicherheiten nicht ausgeschlossen.
- Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (saisonbereinigt, ohne Kfz) sind im Mai um 0,9% gegenüber dem Vormonat gesunken. Gegenüber Juni 2024 meldete der Einzelhandel im Juni dagegen ein reales Umsatzplus von 2,5%. Neuzulassungen von Pkw durch Privatpersonen sind im Juni um 2,0% gestiegen; im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich stiegen sie hingegen nur um 0,4%. Die Frühindikatoren für die Konsumentwicklung zeigen nach einer leichten Belebung des privaten Konsums im ersten Quartal 2025 aktuell ein gemischtes Bild.
- Die Inflationsrate sank im Juni auf +2,0%. Erneut gingen spürbare Entlastungen von den Energiepreisen aus, aber auch der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln zeigte eine rückläufige Dynamik. Die Kernrate lag mit +2,7% leicht niedriger als im Mai. Hierzu hat ein nachlassender Preisdruck sowohl bei Waren als auch Dienstleistungen beigetragen. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Inflation auf dem aktuellen Niveau stabilisieren.
- Auch zum Ende des zweiten Quartals ist keine Belebung auf dem Arbeitsmarkt absehbar. Während die Erwerbstätigkeit im Mai weiterhin stagnierte, hat die Arbeitslosigkeit im Juni mit einem Plus von 11 Tsd. Personen abermals etwas stärker als saisonüblich zugenommen. Die Frühindikatoren lassen auch für das dritte Quartal keine Aufhellung der Beschäftigungsperspektiven erkennen.
- Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist nach aktuellsten amtlichen Daten im April 2025 um 6,6% gegenüber dem Vormonat und um 11,5% gegenüber April 2024 angestiegen. Der IWH-Insolvenzmonitor für Personen- und Kapitalgesellschaften weist für den Juni 2025 einen Rückgang von 3,9% ggü. dem Vormonat aus. Im Vergleich zum Juni 2024 ist ein Anstieg um 22,6% zu verzeichnen.
Konjunkturelle Abschwächung im zweiten Quartal
Nach der spürbaren Belebung zu Jahresbeginn deutet sich bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland eine etwas schwächere Dynamik im zweiten Quartal an. Zwar haben sich die Stimmungsindikatoren in den letzten Monaten – vor allem mit Blick auf die Geschäftserwartungen – spürbar aufgehellt; die jüngsten Daten zur konjunkturellen Entwicklung selbst zeichnen allerdings noch ein verhaltenes Bild: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe hat sich nach dem deutlichen Rückgang im April zuletzt wieder etwas erholt; allerdings deutet der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex – ein Frühindikator für die Industrieproduktion – für Juni eine Abschwächung an. Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe blieben bis zuletzt vor dem Hintergrund der weiterhin hohen handels- und geopolitischen Unsicherheiten volatil. Nach der kräftigen Belebung der Warenausfuhren zu Jahresbeginn – vor allem auch in Erwartung der angekündigten Zollerhöhungen durch die US-Administration – haben sich die Exporte in den ersten zwei Monaten des laufenden Quartals deutlich abgeschwächt – insbesondere im Handel mit den USA. Damit dürfte im zweiten Quartal vom Außenhandel insgesamt ein dämpfender Effekt auf das Wirtschaftswachstum zu erwarten sein.
Bei der binnenwirtschaftlichen Nachfrage zeigt sich aktuell ein recht uneinheitliches Bild. Wie schon im Vormonat verzeichnete der Einzelhandel im Mai im Vormonatsvergleich einen realen Umsatzrückgang und die Stimmung im Einzelhandel trübte sich zuletzt wieder leicht ein. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen dagegen war im Juni gegenüber dem Vormonat ein Anstieg zu verzeichnen, wodurch das gesamte zweite Quartal mit einem leichten Plus abschloss. Ebenso konnte das Gastgewerbe im April im Vormonatsvergleich einen preisbereinigten Umsatzzuwachs erzielen.
Ungeachtet zuletzt steigender Einkommens- und Konjunkturerwartungen dürfte die Kauflaune der Konsumentinnen und Konsumenten vor dem Hintergrund der anhaltend hohen geopolitischen Unsicherheiten sowie der nach wie vor schwachen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im zweiten Quartal verhaltener ausfallen als zuvor. Darauf deutet auch der jüngste Anstieg der GfK-Sparneigung hin – auf den höchsten Wert seit über einem Jahr.
Insgesamt scheint die zu Jahresbeginn spürbare wirtschaftliche Belebung im zweiten Quartal nicht weiter Tritt zu fassen. Neben einer Normalisierung der Vorzieheffekte im ersten Quartal im Vorfeld der angekündigten US-Zollerhöhungen ist dies auch auf die anhaltend unsicheren handels- und geopolitischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. Die damit verbundene Unsicherheit wird im Zuge der zunächst durch US-Präsident Trump bis zum 1. August verlängerten Aussetzung der sogenannten „reziproken“ Zölle weiter anhalten.
Anhaltende globale Unsicherheit dämpft Aussichten für das zweite Halbjahr
Nach den vorangegangenen beiden Anstiegen hat die weltweite Industrieproduktion im April mit einem saisonbereinigten Rückgang um 0,1% gegenüber dem Vormonat nahezu stagniert. Damit übertraf sie den Vorjahreswert zu Beginn des zweiten Quartals um 3,1%. Während im Euroraum mit -2,2% deutlich und in China mit -0,3% etwas weniger als im Vormonat produziert wurde, war in den USA mit +0,1% ein geringfügiges Plus zu verzeichnen. Von den Frühindikatoren kommen nach der deutlichen Eintrübung zu Beginn des ersten Quartals zuletzt wieder etwas positivere Signale: Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die Weltwirtschaft ist im Juni um 0,5 Punkte auf 51,7 Punkte gestiegen und signalisiert damit eine etwas höhere Dynamik als im Vormonat. Während die Stimmung bei den Dienstleistern nahezu unverändert blieb (-0,1 Punkte auf 51,9 Punkte), kletterte der Index für die Industrie von 49,5 auf 50,3 Punkte und lag damit nach der schwachen Entwicklung im April und Mai wieder leicht über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der finanzmarktbasierte Sentix-Konjunkturindex für die Weltwirtschaft hat im Juli mit dem dritten Anstieg in Folge seinen Aufwärtstrend fortgesetzt, wobei die Stimmungsaufhellung zuletzt über die Weltregionen hinweg an Breite gewonnen hat. Die befragten Investoren beurteilten sowohl die aktuelle Lage als auch ihre Konjunkturerwartungen deutlich günstiger als im Vormonat.
Der weltweite Warenhandel gab nach dem deutlichen, durch Vorzieheffekte im US-Geschäft gestützten Zuwachs im ersten Quartal im April saisonbereinigt um 1,4% gegenüber dem Vormonat nach, wozu eine kräftige Korrektur bei den US-Importen von -20% gegenüber dem Vormonat beitrug. Auch die Lieferungen in die Euroraum-Länder gingen mit -1,2% etwas zurück. Insgesamt lag der Welthandel zu Beginn des zweiten Quartals mit +3,8% gegenüber dem Vorjahresmonat aber weiter deutlich im Plus (März: +6,6%).
Auch wenn sich der Welthandel bislang insgesamt noch als recht robust gegenüber den bisherigen Zollanhebungen und der deutlich erhöhten handelspolitischen Unsicherheit erweist, deuten die Daten aktuell auf ein Abklingen der Vorzieheffekte sowie auf mögliche Veränderungen in der Struktur der Handelsaktivitäten hin. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist im Mai zwar saisonbereinigt von 137,9 auf 138,3 Punkte gestiegen, der Umschlag an der US-amerikanischen Westküste, über die ein großer Teil des Handels mit China abgewickelt wird, ist zuletzt allerdings spürbar zurückgegangen. Auch die Aktivität in den chinesischen Häfen war geringer, während sie in Europa zunahm. Laut dem RWI könnte dies auf eine Umlenkung chinesischer Exporte nach Europa hindeuten.
Insgesamt hat sich die Konjunktur in vielen Ländern in der ersten Jahreshälfte – vor allem angesichts vorgezogener Lieferungen an US-Unternehmen – wohl etwas besser entwickelt als von vielen Analysten erwartet. Dementsprechend wurden die Wachstumserwartungen zuletzt für viele Länder etwas aufwärts revidiert. Für die Weltwirtschaft insgesamt liegt der Prognosedurchschnitt von Consensus Economics aktuell für 2025 und 2026 bei 2,2% bzw. 2,3%, nach 2,7% im vergangenen Jahr. Mit den drohenden weiteren US-Zollanhebungen ab August ist im dritten Quartal mit einer erneuten Eintrübung der Perspektiven für Welthandel und Industrieproduktion zu rechnen. Unter der weiterhin hohen handels- und geopolitischen Unsicherheit dürfte insbesondere die Investitionstätigkeit der Unternehmen leiden.
Deutsche Exporte geben im Mai weiter nach
Das Exportgeschäft hat sich im Mai weiter eingetrübt: Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen gingen saison- und kalenderbereinigt spürbar um 3,8% gegenüber dem Vormonat zurück (April: -0,2%). Damit lagen sie zur Mitte des zweiten Quartals um 1,4% unter dem Durchschnitt des ersten Quartals, das von Vorzieheffekten angesichts der angekündigten US-Zollanhebungen geprägt war. Sowohl in die EU-Länder (-2,2%) als auch in die Drittstaaten (-0,3%) – vor allem in die USA (-7,7%) – wurden weniger Waren geliefert als im Vormonat. Die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen nahmen im Mai saison- und kalenderbereinigt mit -4,5% noch stärker gegenüber dem Vormonat ab, lagen aber noch rund 0,5% über dem Durchschnitt des ersten Quartals. Auch importseitig schrumpfte der Warenhandel sowohl mit Ländern innerhalb (‑3,6%) als auch außerhalb der EU (-4,1%), wobei die Einfuhren aus den USA sogar um 10,7% nachgaben. Der monatliche Außenhandelsüberschuss expandierte infolge der stärker fallenden Einfuhren im Vergleich zu den Ausfuhren saisonbereinigt von 8,7 Milliarden Euro auf 9,4 Milliarden Euro.
Die Einfuhrpreise haben im Mai infolge fallender Energie- und Rohstoffpreise saisonbereinigt um 0,5% gegenüber dem Vormonat weiter nachgegeben, während die Ausfuhrpreise mit -0,1% nahezu stagnierten. Damit verbesserte sich das Preisverhältnis im Güteraustausch mit dem Ausland (Terms of Trade) gegenüber dem Vormonat um 0,4%. Real betrachtet dürfte die Rückgänge der Warenein- und -ausfuhren damit etwas geringer ausgefallen sein.
Die Frühindikatoren senden für die kommenden Monate überwiegend etwas positivere Signale. Die Auftragseingänge aus dem Ausland blieben im Mai mit einem Anstieg von saisonbereinigt 2,9% gegenüber dem Vormonat aufwärtsgerichtet. Neben einer um 3,1% steigenden ausländischen Nachfrage nach Konsumgütern kamen die Triebkräfte mit +5,8% von einem deutlichen Plus im Investitionsgüterbereich, wozu mit +13,1% vor allem Bestellungen von Kunden außerhalb des Euroraums beitrugen. In der weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsbetrachtung expandierten die Auslandsorder um 6,4%. Die ifo Exporterwartungen haben sich im Juni im Zuge der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Handelspolitik dagegen wieder etwas von -3,0 im Mai auf -3,9 Punkte eingetrübt. In wichtigen Exportbranchen wie dem Automobil- oder dem Maschinenbau wird für die kommenden drei Monate erneut mit rückläufigen Auslandsgeschäften gerechnet. Dagegen sind die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen vorsichtig optimistisch.
Nach dem durch Vorzieheffekte geprägten Start in das Jahr deutet sich für das deutsche Auslandsgeschäft im zweiten Quartal eine gedämpfte Entwicklung an. Auch wenn sich die Produktion und Frühindikatoren für die Weltwirtschaft zuletzt etwas günstiger dargestellt haben, bleibt die Unsicherheit kurz vor dem angekündigten Ende der US-Zollpause für die weitere Entwicklung des Außenhandels überdurchschnittlich hoch.
Auftragseinbußen im Mai, Industrieproduktion volatil
Nach einem Dämpfer im Vormonat stieg das Produktionsvolumen im Produzierenden Gewerbe im Mai wieder spürbar an. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes nahm der Ausstoß preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 1,2% zu, nachdem im April ein Rückgang um 1,6% zu verzeichnen war. Während die Produktion von Industriegütern (+1,4%) und Energie (+10,8%) zulegte, ging die Bauproduktion um 3,9% zurück.
Innerhalb der Industrie stellte sich die Entwicklung dabei sehr unterschiedlich dar. Die Produktion von pharmazeutischen Erzeugnissen (+10,0%), Kfz und Kfz-Teilen (+4,9%) sowie Metallerzeugnissen (+0,6%) konnte gesteigert und damit Rückgänge in den Vormonaten teilweise wieder ausgeglichen werden. Demgegenüber verringerte sich die Ausbringung von chemischen Erzeugnissen (-3,8%), elektrischen Ausrüstungen (-3,1%) und im Maschinenbau ( -0,4%). Auch in den energieintensiven Industrien war im Mai – wie schon im Vormonat – ein spürbarer Produktionsrückgang zu verzeichnen (-1,8%).
Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich legte die Ausbringungsmenge mit einem Plus von 1,4% etwas stärker zu als in den vorigen Monaten. Dieser Anstieg ist auf eine deutliche Steigerung der Industrieproduktion (+2,2%) zurückzuführen, während der Ausstoß im Baugewerbe (-1,7%) spürbar abnahm und die Energieproduktion (-0,1%) nahezu stagnierte.
Ähnlich wie die Industrieproduktion im Vormonat haben die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im Mai einen Dämpfer erhalten, nachdem sie zuvor spürbar zugelegt hatten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Bestelltätigkeit gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,4% zurückgegangen. Während die inländischen Kunden ihre Aufträge mit einem Minus von 7,8% spürbar kürzten, nahm die Nachfrage aus dem Ausland – insbesondere dank steigender Investitionsgüter-bestellungen – um 2,9% zu. Triebfeder hierfür war das mit +9,0% kräftig steigende Ordervolumen aus Ländern außerhalb des Euroraums. Bei den Aufträgen aus den Ländern der Währungsunion kam es dagegen zu Einbußen von 6,5%. Ohne Großaufträge gaben die Auftragseingänge im Vormonatsvergleich insgesamt um 3,1% nach.
In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich die Entwicklung recht unterschiedlich dar. In den Bereichen sonstiger Fahrzeugbau (+6,8%), Herstellung von pharmazeutischen Produkten (+7,7%), Metallerzeugnissen (+18,2%) sowie im Maschinenbau (+1,2%) waren Zuwächse zu verzeichnen; im gewichtigen Kfz-Bereich stagnierten die Order nahezu (-0,2%). Dagegen ging die Nachfrage bei EDV und Optik (-17,7%), Chemie (-3,3%) und elektrischen Ausrüstungen (-6,2%) zurück.
In der Grundtendenz bleibt die Dynamik der industriellen Nachfrage trotz des Rücksetzers im Mai aufwärtsgerichtet: Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Neuaufträge um 2,1% im Plus, wobei Auftriebskräfte insbesondere von den Auslandsordern im Investitions- (+11,8%) sowie Konsumgütersegment (+2,4%) ausgingen. Im Inland lag die Bestelltätigkeit dagegen in der Dreimonatsbetrachtung um 4,1% im Minus.
Die Industriekonjunktur hat ihre tendenzielle Aufwärtsbewegung seit Jahresbeginn auch im Frühsommer fortgesetzt, angesichts der unvorhersehbaren US-Zollpolitik unterliegt sie jedoch zum Teil deutlichen Schwankungen. Im Zuge der weiterhin hohen handels- und geopolitischen Unwägbarkeiten dürfte die weitere Entwicklung zumindest bis zum Abschluss eines stabilen Handelsabkommens zwischen der EU und den USA volatil bleiben. Ungeachtet der zuletzt zu beobachtenden Aufhellung der Geschäftserwartungen in vielen Industriezweigen ist daher auch eine abermalige Eintrübung der Konjunktur im Produzierenden Gewerbe vor diesem Hintergrund nicht ausgeschlossen.
Erlöse im Einzelhandel abermals rückläufig; Konsumstimmung trübt sich ein
Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (saisonbereinigt, ohne Kfz) sind im Mai um 0,9% gegenüber dem Vormonat gesunken. Sowohl der Handel mit Lebensmitteln (-0,6%) als auch der Umsatz mit Nicht-Lebensmitteln (-1,4%) verschlechterten sich im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im Juni dagegen ein reales Umsatzplus von 2,5%, insbesondere, weil der Internet- und Versandhandel gegenüber dem Vorjahr noch um deutliche 10% ausgeweitet wurde. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich war noch ein leichter Umsatzanstieg von 0,7% im Einzelhandel zu verzeichnen, was auch auf eine Aufwärtsrevision des Vormonatswertes von -1,1% auf -0,6% zurückzuführen ist.
Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im Juni im Vormonatsvergleich um 2,0% gesunken; im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich stiegen sie um 1,8%. Gegenüber dem Vorjahr kam es zu einem deutlichen Minus in Höhe von 13,8%. Hintergrund sind vorgezogene Neuzulassungen im Juni 2024 aufgrund anstehender EU-Neuregelungen. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im Juni im Vormonatsvergleich ein Plus von 2,0% und in der Drei-Monats-Betrachtung von 0,4%. Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen reduzierten sich im Juni um 4,0%. Der Umsatz im Gastgewerbe legte im April gegenüber dem Vormonat nominal um 1,8 % und preisbereinigt um 1,7% zu. Gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnete das Gastgewerbe einen nominalen Umsatzzuwachs von 1,7%, in realer Rechnung jedoch einen Umsatzrückgang um 1,0%.
Nach der leichten Belebung des privaten Konsums im ersten Quartal 2025 zeigen die Frühindikatoren für die Entwicklung am aktuellen Rand ein gemischtes Bild. Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel (inkl. Kfz) erlebte nach einem deutlichen Anstieg im Vormonat wieder einen leichten Rückprall und ging im Juni um 1,7 Zähler auf -20,3 Punkte zurück. Während sich die Beurteilung der aktuellen Lage vergleichsweise stabil entwickelte, sanken die Erwartungen wieder etwas deutlicher um 3,0 Zähler auf -28,1 Punkte. Sie bewegen sich damit weiterhin spürbar im negativen Bereich. Lt. Prognose der GfK wird sich das Konsumklima im Juli mit einem leichten Rückgang um -0,3 Zähler auf -20,3 Pt. etwas abschwächen. Im Juni legt die Verbraucherstimmung laut dem Marktforschungsinstitut mit +0,8 Zählern jedoch erneut zu, verbleibt mit -20,0 Pt. aber unverändert deutlich im negativen Bereich. Grund für die erwartete leichte Abkühlung im Juli ist trotz verbesserter Einkommenserwartungen vor allem eine erhöhte Sparneigung. Die Anschaffungsneigung blieb im Juni nahezu unverändert. Das HDE-Konsumbarometer legte im Juli hingegen weiter zu und erreichte den höchsten Wert seit einem Jahr.
Die überwiegend leichte Eintrübung der aktuellen Frühindikatoren deutet auf eine weiterhin gedämpfte Kauflaune der Konsumentinnen und Konsumenten hin. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten sowie der nach wie vor schwachen Arbeitsmarktlage dürfte die Dynamik des privaten Konsums im zweiten Quartal wieder nachlassen.
Inflationsrate sinkt auf 2,0%
Die Inflationsrate, also der Anstieg des Preisniveaus binnen Jahresfrist, sank im Juni mit +2,0% gegenüber dem Vormonat leicht. Im Mai hatte sie noch +2,1% betragen. Im Vormonatsvergleich stagnierte das Verbraucherpreisniveau saisonbereinigt (±0,0%). Erneut ging eine spürbare Entlastung von den Energiepreisen aus, die gegenüber Juni 2024 um 3,5% abnahmen (±0,0% gegenüber Mai 2025). Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln zeigte mit +2,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenfalls eine rückläufige Dynamik. Im Vormonatsvergleich ergab sich ein Rückgang des Preisniveaus um 0,5%. Die Kernrate, d. h. die Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel, lag im Juni im Vorjahresvergleich mit +2,7% leicht niedriger als im Mai, als sie +2,8% betrug. Hierzu hat mit +3,3% ein etwas nachlassender Preisdruck im Bereich der Dienstleistungen ebenso beigetragen wie moderate Preissteigerungen für Waren, die um +0,8% teurer wurden. Gegenüber dem Vormonat erhöhte sich die Kernrate leicht um 0,2%.
Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Inflation angesichts weniger dynamischer Tariflohnsteigerungen und einer zunächst noch verhaltenen gesamtwirtschaftlichen Dynamik auf dem aktuellen Niveau stabilisieren.
Arbeitsmarktausblick für das Sommerhalbjahr bleibt gedämpft
Auch zum Ende des zweiten Quartals ist keine Belebung auf dem Arbeitsmarkt absehbar. So ist die Arbeitslosigkeit im Juni mit einem Plus von 11 Tsd. Personen abermals stärker als saisonüblich gestiegen. Aufgrund einer geringeren Inanspruchnahme arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen ist die Unterbeschäftigung hingegen um 10 Tsd. Personen zurückgegangen. Die Erwerbstätigkeit konnte auch im Mai mit einem saisonbereinigten (sb) Plus in Höhe von 2 Tsd. Personen nur leicht zulegen und entwickelt sich im Vorjahresvergleich weiterhin rückläufig. Auch bei der SV-pflichtigen Beschäftigung war im April mit +1 Tsd. Personen abermals eine Stagnation zu beobachten. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit ist im April mit 214 Tsd. Personen leicht gesunken, die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit wird sich im Juni voraussichtlich auf dem Niveau der vorigen Monate bewegen.
Die Frühindikatoren lassen auch für das dritte Quartal keine Aufhellung der Beschäftigungsperspektiven erkennen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich zwar geringfügig verbessert, bewegt sich jedoch nach wie vor deutlich unterhalb der Expansionsschwelle und weist auf eine weiter zunehmende Arbeitslosigkeit hin. Das ifo Beschäftigungsbarometer hat sich im Baugewerbe und im Handel zwar verbessert, die Einstellungsbereitschaft im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor erlebte jedoch einen merklichen Rückprall. Auch der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit weist auf einen anhaltend geringen Personalbedarf der Unternehmen hin. Angesichts der ebenfalls anhaltend schwachen Lagebeurteilung der Unternehmen haben sich die Chancen auf eine spürbare Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt im Sommerhalbjahr damit abermals eingetrübt.
Unternehmensinsolvenzen weiterhin auf hohem Niveau
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im April 2025 nach endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamts um 6,6% gegenüber dem Vormonat auf 2.125 beantragte Verfahren gestiegen. Gegenüber April 2024 ist ein Anstieg um 11,5% zu verzeichnen. Als Ursachen für die weiterhin dynamische Entwicklung des Insolvenzgeschehens sind mehrere Faktoren zu nennen, darunter die weiterhin gedämpfte gesamtwirtschaftliche Entwicklung, strukturelle Herausforderungen, gestiegene Kosten und geopolitische Unsicherheiten.
Der im Vergleich mit der amtlichen Statistik methodisch enger gefasste und zeitlich aktuellere IWH-Insolvenztrend für Personen- und Kapitalgesellschaften weist im Juni mit 1.420 Insolvenzen einen Rückgang um 3,9% gegenüber dem Vormonat aus. Dem gegenüber steht ein Anstieg um 22,6% im Vergleich zum Juni 2024 und um 50,4% gegenüber einem durchschnittlichen Juni der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Im zweiten Quartal 2025 waren laut IWH 4524 Personen- und Kapitalgesellschaften von einer Insolvenz betroffen. Damit wurde das zweite Quartal 2024 um 20% übertroffen.
1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 11.Juli 2025 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.
Text: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE)